Mit Peter Behrens konnte IBACH einen der bedeutendsten
Künstler des 20. Jahrhunderts für die Gestaltung von Instrumenten
gewinnen. Peter Behrens war als Universaltalent auf nahezu allen Gebieten
der Kunst tätig. Er arbeitete als Maler, Zeichner, Gartengestalter
und Buchkünstler, entwarf Schrifttypen wie "Behrens-Antiqua" und "Behrens-Kursiv"
und erreichte größte Bedeutung als Produktgestalter und Architekt.
Durch seine Tätigkeit als künstlerischer Beirat der AEG seit
1907, wo er Gebrauchsgeräte wie Lampen, Wasserkessel, Ventilatoren,
das Firmensignet und Produktionshallen entwarf, verhalf er dem Ansehen
von industriellen Gebrauchsgütern zu ästhetischer Anerkennung,
erhob die Zweckform zu Industriekunst. Zuvor noch, während seiner
Zeit als Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule (1903-07), entwarf
Peter Behrens um 1905 mehrere Instrumente für die Firma IBACH. Sehr gravitätisch wirkt der "Richard-Wagner-Flügel"
aus Nußbaumholz mit Ebenholzintarsien, der 1906 auf der III. Deutschen
Kunstgewerbeausstellung zu Dresden in einem eigens von Peter Behrens gestalteten
Raum zu sehen war. Ein tektonisches Motiv stellen die wuchtigen Stützen
dar, die als Drillingspfeiler mit dreifach gestuften Basen und Kapitellen
gestaltet sind. Auf ihnen ruht über einem Klötzchen-Fries der
Korpus. Er weist nur an seiner rechten Flanke und an den Wangen der Tastatur
Bogenformen auf, ist ansonsten rechtwinklig geformt. Auffällig ist
der überaus reiche Dekor. Nur rings um die Tastatur ist die Maserung
des Holzes allein belassen. Von diesem Flügelentwurf wurden,
streng limitiert, nur zwei Exemplare innerhalb der Baulreihe 14 "Richard-Wagner-Flügel"
gebaut. Beide Instrumente wurden letztlich über die Kölner Ibach-Vertretung
verkauft. Der Verbleib ist leider unbekannt. Über Hinweise auf ein
eventuelles Instrument würde sich das IBACH-Archiv sehr freuen.
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Ibach-Behrensflügel
auf der III. Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906
Wesentlich feingliedriger gestaltete Peter
Behrens sein streng-elegantes Klavier von 1905. Es wurde durch IBACH in
verschiedenen Holzarten ausgeführt; in Amaranth, dem dunklen, violettroten
"Bischofsholz" sowie in Nußbaumholz.
Der Entwurf zeichnet sich aus durch sachliche
Ruhe und Erhabenheit. Im Bestreben um schlichte Rechtwinkligkeit verzichtete
Behrens auf die üblich Abrundung des Tastendeckels oder der Tastaturwangen.
Dekorative Belebung erfolgt lediglich in der Gestaltung der Flächen:
weite horizontale Schwünge der Holzmaserung, Rhythmisierung durch
Intarsien im sparsamen und strengen Dekor. Der in ein Quadrat eingeschriebene
Kreis, der hier so sinnig aus dem Ansatz des Leuchterarmes entwickelt scheint
und in Segmenten im Fries wiederholt wird, ist typisch für Behrens
Entwürfe seiner Düsseldorfer Zeit. Das 1905 bis 1907 erbaute
Krematorium in Hagen-Delstern etwa zeigt die Adaption des Inkrustationsstiles
der Florentinischen "Proto-Renaissance", wie er in der Kirche San Miniato
al Monte, auf dem Hügel über Florenz geprägt wurde. Die
dort verwirklichte stereometrische Auffassung der Baukörper und die
linear-geometrische Flächengestaltung kamen dem künstlerischen
Anliegen Peter Behrens in dieser Schaffensphase entgegen. Dieses Instrument wurde erstmalig bei der
von Professor Curt Stoeving geleiteten Ausstellung im Berliner Kaufhaus
Wertheim „Neue Wohnkäume, Neues Kunstgewerbe“ vorgestellt. Das in
Kleinserie aufgelegte Instrument wurde später auch international auf
der Weltausstellung in Mailand präsentiert. Instrumente wurden außer
in Deutschland noch nach Italien sowie in das damals noch zaristische Rußland
verkauft.
C.H. -
F.S.
Das durch seine Klarheit beeindruckende Piano
wurde von IBACH anläßlich des 200jährigen Firmenjubiläums
neu aufgelegt und als Kleinserie in verschiedenen Hölzern angeboten
unter der Bezeichnung :
Klavier H-128 Edition,
Ausführungen in Schweizer Birnbaum, Mahagoni
und Wurzelnußbaum.
Lebenslauf Peter Behrens
1885-87
Studium der Malerei an der Vorschule der Kunstakademie
Karlsruhe.
1888-92
Malereiausbildung bei F. Brütt (Düsseldorf)
und H. Kotschenreiter (München).
1893
Mitbegründer der Freien Vereinigung Münchner
Künstler (neben Max Slevogt, Lovis Corinth u.a.).
1897
Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten
für Kunst im Handwerk, München.
1899
Berufung an die Darmstädter Künstlerkolonie
Mathildenhöhe
seit 1902
Entwurf der Behrens Drucktypen / Meisterkurse
am Bayrischen-Gewerbe-Museum Nürnberg.
1903-07
Direktor der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf.
seit 1905
Zusammenarbeit mit Karl Ernst Osthaus, Hagen
und Rud. IBACH Sohn, Barmen, Köln, Düsseldorf, Berlin und Schwelm.
1905-07
Bau des Krematoriums in Hagen-Delstern.
1907-14
Künstlerischer Beirat der AEG, Berlin.
1908
Bahnbrechender Entwurf der AEG Turbinenhalle
in Berlin, einer Inkunabel der architektonischen Moderne.
1908-11
Bebauungsplan und drei Wohnhäuser der
Villenkolonie in Hagen-Hohenhagen.
1910
Deutsche Botschaft in St. Petersburg. Verwaltungsgebäude
der Mannesmannröhren-Werke in Düsseldorf.
1920-24
Verwaltungsgebäude der Farbwerke Höchst.
1923
Berufung nach Wien als Leiter einer Architekturklasse.
1921-25
Bürohaus und Lagergebäude der Gutehoffnungshütte
Oberhausen.
1927
Terassenhaus in der Weißenhof-Siedlung
Stuttgart.
1931
Geschäftshaus "Berolina" im Rahmen der
Neugestaltung des Berliner Alexanderplatzes.
ab 1936
Leitung der Meisterklasse für Architektur
an der Preußischen Akademie der Künste
(Nachfolge von Hans Poelzig). / Entwurf der AEG-Hauptverwaltung.