Richard Alan Meier studierte Architektur an
der Cornell University in Ithaca und lernte bei Studienreisen in Europa
den Architekten Le Corbusier persönlich kennen. Erste Berufserfahrung
sammelte er in namhaften amerikanischen Architekturbüros und gründete
1963 in New York sein eigenes Architekturbüro. Im Jahr zuvor hatte
er bereits als Professor für Design eine Lehrtätigkeit bei der
Cooper Union in Manhattan angetreten. Lehraufträge an den Universitäten
Princeton, Syracuse, Yale sowie Harvard folgten.
In Europa war Meier bis zum Ende der 1970er
Jahre so gut wie unbekannt, während er sich in Amerika bereits durch
seine spezifische Anordnung von Räumen, durch die klare Struktur seiner
Bauten, die porzellanartige Oberflächengestaltung und eine besondere
Beziehung von Raum, Form und Licht, längst einen großen Namen
gemacht hatte. Licht war sein“liebstes und vielfältigstes ‘Baumaterial’
”. Der Tageslauf wird durch den unterschiedlichen Lichteinfall zu einem
immer neuen Erlebnis, dank der besonderen Berücksichtigung des Lichts
durch die räumliche Gestaltung.
Nachdem er in den 1960er Jahren vor allem
Wohnhäuser bzw. Wohnanlagen gebaut hatte, wandte er sich in den 70ern
vor allem Einzelobjekten zu. Eines der ersten Objekte war 1977 eine Behinderteneinrichtung,
das „Bronx Development Center“, dem schon bald auch Aufträge in Europa
folgen sollten. Hier erregte er vor allem durch die Errichtung des Hauptquartiers
der französischen Autoschmiede Renault, 1981 in Boulogne-Billancourt,
Aufmerksamkeit. Es folgten 1984 das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt,
die Neugestaltung des Ulmer Münsterplatzes 1986 und das Kunstmuseum
in Barcelona. Als besonderen Erfolg konnte es Meier werten, als man ihm
den Neubau des Getty Center in Los Angeles anvertraute, der im Jahr 1992
begonnen wurde, nicht nur um eine zentrale Kunststätte für berühmte
Sammlung des Getty Clan zu schaffen, sondern gleichzeitig auch einen kulturellen
und intellektuellen Mittelpunkt der amerikanischen Westküste. In Deutschland
baute er noch eine rundum verglaste Kantine für das schwäbische
Unternehmen Weishaupt und arbeitet derzeit am Arp Museum in Rolandseck
bei Remagen.
Richard Meier hatte viele Ausstellung, wurde
mannigfaltig geehrt. Doch als einer der größten Triumphe seines
Lebens muß wohl die Verleihung des Pritzker Architect Prize im Jahr
1984 gelten. Dieser amerikanische Architekturpreis gilt unter den Sachkennern
als der „Nobelpreis“ für Architektur.
Neben der Architektur ist Richard Meier auch
auf anderen Gebieten künstlerisch tätig, wozu die Musik allerdings
bislang nicht gehörte. Mein ganzes Leben lang, seit meiner Kindheit,
(...) habe ich den brennenden Wunsch verspürt, Klavierspielen zu können.
Im Wohnzimmer der Eltern stand ein Instrument. Mein Bruder bekam Unterricht,
ich leider nicht. (Man müßte Klavier spielen können,
Rheinischer Merkur vom 16.2.1996) Es sollte immerhin noch bis zum Jahre
1995 dauern, bis Richard Meier wieder engeren Kontakt zur Musik finden
sollte. Im Jubiläumsjahr 1994 war im Hause IBACH die Idee herangereift,
die alte Tradition des künstlerisch gestalteten Instrumentengehäuses
wieder neu zu beleben. Neben der Neuauflage von alten und bewährten
Künstlerentwürfen sollte auch ein Instrument gebaut werden, das
in seinem Äußeren die Jetztzeit wiederspiegelt. Ein glücklicher
Umstand fügte, daß Christian Sabisch, seinerzeit Pressesprecher
im Haus IBACH, bereits eine Verbindung zum Architekturbüro Meier in
New York hatte und es brauchte nicht viel, Richard Meier für diese
ungewöhnliche Aufgabe zu gewinnen. So gingen ein IBACH-Flügel
und ein Piano auf die Reise nach Amerika, um dort als Anschauungsobjekte
für den Architekten und seine Mitarbeiter zu dienen. Als dann zum
Ende des Jahres 1995 die ersehnten Pläne in Schwelm eintrafen, lösten
sie großes Erstaunen aus. War doch der Meister scheinbar von dem
abgewichen, was man bei Hochbauprojekten für sein „Markenzeichen“
hielt: die Farbe „Weiß“ und die „Piano-Curve“, der Bogen, der schon
im Namen den berühmten „Flügelschwung“ trägt. - Doch halt,
ganz so weit hatte er sich gar nicht davon entfernt. Weiß wurde jetzt
das Innere des Instrumentes, der Eisenrahmen, und ein Anklang an die berühmte
„Kurve“ fand sich jetzt an einer der Gehäuseseiten des rechteckigen
Instrumentes wieder. Weiß sollten auch die Tasten werden, alle Tasten,
doch hier scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein. Auch wenn
das Instrument durch seine rechteckige Form wesentlich größer
als ein herkömmlicher Flügel wird, so bietet der Raumgewinn viele
Vorteile: Selbst die zierlichste Pianistin kann den Instrumentendeckel
mühe- und stufenlos verstellen, dank eines eingebauten Motors.
Zu einem ersten Höhepunkt in der Zusammenarbeit
mit Richard Meier wurde der 8. Februar 1996: Gleichzeitig mit der Eröffnung
einer Ausstellung über die historischen Instrumentenentwürfe
konnten die Pläne und ein Modell des neuen Flügels der Öffentlichkeit
vorgestellt werden. Richard Meier war selber ins Schwelmer Werk gekommen
und erläuterte den interessierten Gästen und der zahlreich erschienenen
Presse seine Vorstellungen eines zeitgemäßen Flügelentwurfs.
Am gleichen Tag fand nachmittags, ebenfalls eine Initiative der Firma IBACH,
ein Vortrag von Meier vor Studierenden der Fachbereiche Kunst-Architektur-Innenarchitektur
an Gesamthochschule in Wuppertal statt. Da bereits ein größeres
Interesse vermutet worden war, hatte man die benachbarte Pauluskirche als
Vortragssaal angemietet. Groß war allerdings das Erstaunen, als die
Kirche nicht nur überfüllt war, sondern die zuletzt gekommenen
Zuhörer auch noch in dichten Trauben die Eingänge belagerten,
um wenigstens Teile des Vortrages mitzubekommen.(vgl. auch: Polis, Zeitschrift
für Architektur, Stadtplanung und Denkmalpflege, 2/96) Die Kunde von
dem renommierten und seltenen Vortragsredner hatte sich zuvor in der Studentenschaft
rasch verbreitet und bereits Stunden vor dem Vortrag waren die vorderen
Reihen in der Kirche von Studenten anderer Hochschulen, so der TH Aachen,
belegt worden.
Während des Jahr 1996 wurde noch am Prototyp
des Flügels gebaut, der 1997 fertiggestellt wurde. Unzählige
Veränderungen und Verbesserungen waren nötig, vor allem die zeitraubenden
kleinen Dinge, die erst während der Realisation auffallen, mußten
sorgfältig berücksichtigt werden. Viel Zeit wurde für das
zusätzlich zur „Alltagsproduktion“ entstandene Instrument investiert,
den IBACH-Flügel Modell F III in limitiertem Sondergehäuse von
RICHARD MEIER. Wir wissen, die Mühe hat sich gelohnt.
Das Instrument wird in einer exklusiven Kleinserie
gehobener Preislage aufgelegt, für einen ausgesuchten Freundes- und
Kundenkreis.