* 19.1.1874
SEIFHENNERSDORF
+ 17.8.1968
BERLIN
Zu
Anfang unseres Jahrhunderts begründete Bruno Paul seinen Ruf als einer
der führenden Möbelgestalter und als der seinerzeit gefragteste
Innenaustatter Deutschlands. Im Rheinland und in Westfalen ist Bruno Paul
vor allem durch seine späteren architektonischen Werke bekannt. Seit
1921 unterhielt er ein Atelier in Köln, baute Villen und Landhäuser
z. B. in Köln-Marienburg und Soest und avancierte regelrecht zum „Architekten
der Gesellschaft“. Mit dem Kölner Disch-Haus von 1928/30 und den Erweiterungsbauten
für die Verwaltung des Gerling Konzerns 1930/38 schuf er erstklassige
Beispiele für die Beherrschung der unterschiedlichen stilistischen
Strömungen dieser Zeit. Seine Bedeutung als Möbelentwerfer erreichte
er jedoch schon wesentlich früher. Seit 1898 arbeitete er mit den
soeben gegründeten „Vereinigten Werkstätten für Kunst im
Handwerk“ zusammen, später auch mit den Deutschen Werkstätten
in Dresden-Hellerau. Teure Luxusausstattungen -natürlich als Unikate-
entwarf Paul ebenso wie Typenmöbel für die serielle Fertigung.
Ob dieses Instrument Nr. 72231 für ein
vornehmes Privathaus oder ursprünglich auch für ein Schiff gedacht
war, wissen wir nicht. Nach der Fertigstellung 1911 wurde es an den damaligen
Kunstplatz Darmstadt verkauft (hier bestanden intensive Kontakte zwischen
Ibach und der Künstler-Kolonie Mathildenhöhe). Zurück an
den Herstellungsort, zur Firma IBACH, kam das Instrument per Zufall im
Jahre 1992 und sollte als Vorlage für die Modellreihe C-118 dienen.
Wohl proportioniert wirkt das in seinem Gesamteindruck
so noble Piano von 1911 nach dem Entwurf Bruno Pauls. Auch hier ist der
Spieltisch unterfangen worden; er wird durch sehr schlanke, sich nach oben
hin verjüngende Zwillingssäulchen gestützt, deren Basen
und Kapitelle durch dunkleres Holz differieren. Dem Aufbau des Oberrahmens
über der Tastatur ist besondere Aufmerksamkeit gewidmet: ein horizontal
gelagertes Feld wird von zwei leicht konvex gewölbten Feldern flankiert
- deren elliptische Ornamente stellen mit dem bekrönten Mäanderband
die sparsamen farbigen Kontraste dar.
1892-94