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DIE ZEIT
23.8.2007, Reisen |
LESEZEICHEN
Für den Landpastor Emil Christian Dagobert Schoenfeld war die Ferne verlockend. Bei Verzicht auf jede Pension gab er, obwohl schon im fortgeschrittenen Alter, sein nicht immer einfaches Pfarramt auf. Nach einem zweiten Studium unter anderem der Geografie und Geschichte in Kopenhagen und Rostock brach der »Reisepastor« zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit fast 70 Jahren auf nach Nordafrika. Der Wuppertaler Historiker Florian Speer hat nun Schoenfelds akribisches Tagebuch von dieser Reise neu herausgegeben. Nach einem Besuch im geheimnisvollen Tripolis zog Schoenfeld mit Kamelen zu den grandiosen Ruinen von Leptis Magna und hinein in die Sahara. Später reiste er durch Tunesien in die heilige Stadt Kairouan, zum römischen Theater in El Djem und nach Karthago. Schoenfelds farbenreiche, präzise Schilderungen liefern noch heute — fern jeder romantischen Schwelgerei — ein sehr authentisches Bild vom Alltagsleben und vom beginnenden Tourismus in dem schmalen grünen Korridor zwischen Meer und Wüste. - MWE
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Romerike Berge, 1/2008
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Aus der Besprechung von Volkmar Wittmütz, In: Romerike Berge, Zeitschrift für das Bergische Land 1/2008
...Schoenfelds Reisebeschreibung ist voller derartiger und kluger Beobachtungen einer in vielerlei Hinsicht anderen, exotischen Welt. Und der reisende Pfarrer begegnet dieser Welt und bewegt sich in ihr nicht mit jener Überheblichkeit, die damals viele Europäer und insbesondere die wilhelminischen Deutschen kennzeichnete. Seine Perspektive ist die einer natürlichen Neugier und eines Bemühens, das Fremde als etwas Sinnvolles zu verstehen und die so völlig anderen Lebensumstände in Nordafrika angemessen zu würdigen. Diese Einstellung des Verfassers macht die Lektüre seines Reiseberichts zu einem wirklichen Vergnügen.
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| Rezension von 1903(!)
GEOGRAPHISCHE ZEITSCHRIFT |
Besprechung von Th. Fischer, In: Geographische Zeitschrift 1903, Seite 355
Schönfeld, Dagobert. Aus den Staaten der Barbaresken.
267 S. Berlin, D. Reimer 1902. M. 8.-.
Reiseschilderungen eines allgemein Gebildeten, der keinerlei fachliche Neigung (Geschichte?) und Vorbildung zu erkennen gibt, auf breit ausgetretenen Pfaden - Ostseite von Tunesien, Tripolis und Umgebung - gewandelt ist und Dinge schildert, die schon so und so oft in den vier Kultursprachen geschildert worden sind. Um die Literatur hat er sich so gut wie gar nicht gekümmert, selbst die topographische Karte und Reiseführer von Tunesien kennt er nicht. Wie ihm so alles neu war, so nimmt er das auch von andern an. Auf der Höhe von Utika stehend, spricht er von der "Hafenfläche, welche 5 - 6 Quadratmeilen umschloß, aber heute durch Erdablagerungen des Medjerda völlig ausgefüllt worden ist". "Dieses an Ort und Stelle untersucht zu haben, ist von höchstem Interesse." Daß über diese Versandung der Bucht von Utika gründliche Untersuchungen vorliegen, ist ihm natürlich auch unbekannt geblieben.
Immerhin glaube ich, daß seine Schilderungen, die sich fast ausschließlich auf Städte und Menschen beziehen, keinen Schaden anrichten werden, da sie, so wenig Neues sie bringen, doch naturwahr und zuverlässig sind.
[Richtig, Herr Fischer! Aber eben dass Schoenfeld fast ausschließlich Städte und Menschen beschreibt, das macht ihn auch im Jahre 2007 noch so lesenswert!!; FS]
Daß die vorzügliche militärische Organisation der Türken in Tripolis noch einmal klar vor Augen geführt wird, kann nicht schaden. Ebenso wird über kurz oder lang politisch in die Wagschale fallen, daß die Franzosen, wie der Verfasser überzeugend darlegt, es verstanden haben, die Sympathie, mit welcher ihnen die Masse der Bevölkerung Tunesiens nach der Besitzergreifung entgegen kam, trotz der unleugbaren Wohltaten, die sie dem Lande erwiesen haben, in Haß zu verkehren.
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