Als eines der schönsten Ibach-Instrumente entstand der 1905/06 der Flügel Nr. 50825, Mod. 2 in Palisander, nach den Ideen von Wilhelm Heinrich Kreis. Auf der III. Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 war der Architekt und Kunstgewerbelehrer Wilhelm Kreis mit dem Entwurf und der Leitung des sogenannten "Sächsischen Hauses" betreut worden. Im Inneren gestaltete er mehrere Räume: Porzellangallerie, Bibliothek, Herrenzimmer und Salon. Der Salon war Ausstellungsraum für den Ibach-Flügel, der wie die übrige Einrichtung des Salons, von Wilhelm Kreis entworfen wurden war. Das Instrument weicht auffallend von der traditionellen Flügelform ab. Das Gehäuse war eckig und besaß statt der üblichen Klappe zwei Türen. Gefertigt war der Flügel aus Palisander, die Seiten in Kassetten ausgeführt und mit reichlich Intarsien versehen.
Der bereits genannte Ernst Zimmermann schrieb dazu in der Deutschen Kunst und Dekoration: "Die originellste Komposition eines Flügels jedoch findet sich bei Wilhelm Kreis. Kreis ist allen Traditionen am freiesten gegenübergetreten: statt der übliche drei dicken Beine gibt es hier deren fünf dünne; er verbindet sie - wie wohl schon der Stützung wegen - durch Querleisten und zieht auch noch das Pedal in dies System durch Querleisten hinein. Das sonst immer so schwerfällige Instrument, dem wohl nur die Ironie den Namen Flügel gegeben hat, erhält dadurch etwas ungemein Graziöses, Schwebendes, wie man es bei diesem Instrument, ausgeführt von Ibach & Sohn, Barmen, noch kaum gesehen hat. [Seinen Schmuck erhält das Instrument] durch eine heitere Intarsia. Der übliche schwarze Trauermantel, der dies Instrument bisher merkwürdigerweise auszeichnete, ist hier [...] abgelehnt worden." Als Auszeichnung für das außergewöhnliche Instrument erhielten Kreis und Ibach die Königlich Sächsische Staatsmedaille.
Dieses Instrument ist als herausragendes Einzelstück, wie auch andere dieser Qualität, von Ibach in den folgenden Jahren auf verschiedenen Ausstellungen und bei ausgewählten Händlern präsentiert worden. Unter anderem in London, Berlin, Leipzig, München, Wiesbaden, sowie auf der Gewerbeausstellung in Posen 1911. Wilhelm Kreis hatte selbst so großen Gefallen an dem Instrument gefunden, daß er es für ein Jahr anmietete und damit seine Wohnung in Düsseldorf zierte. Erst während des 1. Weltkrieges trennte sich Ibach von dem Flügel und verkauft ihn an eine Familie im Sauerland. Das Instrument wurde dort sorgsam gehütet und weitervererbt und befindet sich heute bei den Nachkommen in Franken.
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Wilhelm Kreis Lebensdaten
Kunstgewerbe- ausstellung 1906 Sächsisches Haus
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